Wir können vieles aus der aktuellen Corona-Krise lernen, vor allem aber dass anscheinend auf nichts mehr Verlass ist: Das Leben kann von heute auf morgen komplett anders aussehen. Plötzlich arbeiten Abermillionen von Menschen auf der ganzen Welt von zuhause aus oder gar nicht mehr. Auf was man gestern noch zählen konnte, ist heute nicht mehr da, funktioniert nicht mehr richtig und kann wegen fehlenden Ersatzteilen auf unbestimmte Zeit nicht mehr repariert werden.
Die Krise wirkt sich aber auch auf den Sektor der Sozialen Medien aus und katapultiert diese anscheinend zurück in den Wilden Westen: Big Tech zensuriert Stimmen, die Ihrer Meinung nach als Verschwörungstheorien zu katalogisieren sind. So sagt Susan Wojcicki, CEO von YouTube (eine Tochterfirma von Google), wortwörtlich im CNN Interview: «Alles was gegen die Empfehlungen der WHO geht, wäre ein Verstoss gegen unsere Bestimmungen und darum ist das Entfernen ein wichtiger Teil…»[1]. Eine Diskussion mit Andersdenkenden wird schlicht unterbunden, weil es nicht in die Meinung der Tech-Elite passt.
Heute zensuriert man andersdenkende Ärzte bei YouTube und morgen werden politisch oder sonst unangenehme Unternehmer von einem Tag auf den andern vom Erscheinen in der Suche bei Google mit verheerenden Folgen ausgeschlossen. Die «smoking Gun» liegt gerade beim Stärkeren im Halfter.
Amazon macht Druck auf Unternehmen, ihre Produkte über dessen Marktplatz zu vertreiben und nicht lange Zeit später erscheinen Kopien der erfolgreichsten Verkaufsschlager unter Amazon Basics[2] als billige Kopie. Amazon macht den eigenen Kunden Konkurrenz, weil sie deren Daten analysieren können und Kostenvorteile finden. Da spürt man als zahlender Kunde schnell mal das Lasso um den Hals.
Bei Facebook haben wir gelernt, wie perfide die Zensur sein kann: gewisse Posts erscheinen ganz einfach nicht im Feed andersdenkender Bekanntschaften, bei den Gleichgesinnten sind sie aber schon (sog. Echo Chamber). WhatsApp, was ja auch zu Facebook gehört, unterbindet mittlerweile die Weiterleitung von Videos und Texten an grössere Gruppen aus Angst vor Fake News[3] (welche sie aber selber definieren). Als User hat man keine Einsicht in die perfiden Algorithmen der sozialen Plattformen; man wird im Dunkeln gelassen darüber, wie etwas gesteuert wird, was über Erfolg oder Versagen eines kleinen Unternehmers auf dieser Plattform entscheiden könnte.
Ein Warnschuss ging knapp vorbei…
Diese Vorkommnisse sollten ein Warnsignal sein, uns KMUs nicht komplett abhängig von der Big Tech zu machen. Besonders ein Kleinunternehmen, bei welchem der Umsatz aus Onlineverkäufen überlebenswichtig ist, kann bei einer Änderung der Geschäftspolitik der Big Tech praktisch von einem Tag auf den andern vor dem Aus stehen, z.B. wenn Google einen bestimmten Geschäftszweig unterbinden oder selbst übernehmen will und Sie als Kunden rausschikaniert; wenn YouTube den Inhalt Ihrer Webevideos nicht mehr lustig findet oder Ihr Baukasten-Website-Host plötzlich neue Regeln einführt und derweilen Ihre Webseite abschaltet, bis Sie alles angepasst haben. Wie schnell solche Änderungen durchgehen können, merken wir in der aktuellen Corona-Krise nur zu gut. Man steht wehrlos da – in der Unterhose und Cowboy Boots sozusagen.
Wer als KMU in seinen eigenen Ethik- und Verhaltenskodex schaut, könnte zudem ernsthafte ethische Bedenken haben, ob man solchen globalen Firmen überhaupt noch den grössten Teil des Marketing Budgets zukommen lassen kann. Man unterstütz damit den Goliath mit zweifelhafter Ethik und einer beschränkten Verpflichtung zum Kunden; diese hält anscheinend nur solange das Eigeninteresse nicht tangiert wird. Man finanziert den Riesen praktisch bei der Ausnutzung seines Monopols im Markt und ist dann später vielleicht selber einmal wehrlos ausgeliefert.
Wie schützen Sie Ihre Präsenz im Internet?
KMUs müssen extrem flexibel bleiben, indem Sie auf einfache Technologien setzten, welche Sie soweit wie möglich selbst kontrollieren können. Geben Sie die Rechte auf Ihre hart erarbeiteten Inhalte der Marketingarbeit (Posts, Videos, Bilder) nicht so einfach aus der Hand. Diese Schritte sind enorm wichtige Munition für jedes KMU in der Schweiz und Deutschland:
- Bauen Sie Ihre Webseite mit WordPress zu tiefsten Lizenzkosten (ab Null Franken) und behalten Sie komplette Kontrolle über den Code und Updates.
- Hosten Sie Ihre Webseite günstig in der Schweiz oder sogar Inhouse auf einem eigenen Server.
- Schreiben Sie Blogartikel immer zuerst auf Ihrer Webseite und teilen Sie diese dann von dort auf die sozialen Medien wie LinkedIn, Facebook, Instagram etc. So behalten Sie die Kontrolle über Ihre Inhalte und können diese jederzeit auf neue Kanäle teilen, auch noch nach Jahren. Ausserdem holen Sie so Traffic auf Ihre Webseite.
- Verwenden Sie ein Marketing Automatisierung Tool oder Services, welches Ihnen einen Grossteil der repetitiven Aufgaben abnehmen kann, wir verwenden SocialBee[4].
- Hosten Sie Videos bei einem unabhängigen Videohost und binden Sie diese auf Ihrer Webseite ein. Damit vermeiden Sie aufdringliche Werbung, welche YouTube auf Ihrer Webseite aufschalten will, um die Besucher von Ihrer Webseite zu sich oder sogar zu Ihrer Konkurrenz zu locken. Es gibt auch Software Tools wie Swarmify[5], welche YouTube Werbung neutralisieren kann.
- Streuen Sie sich in Ihrer SEO Arbeit weit, beziehen Sie ausser Google noch andere Suchmaschinen ein wie Bing und Yahoo. Sollte etwas passieren, ist Ihr Risiko etwas verteilt.
- Werden Sie aktiv in lokalen Foren, wo sich Leute aus Ihrer Region austauschen. Diskutieren Sie mit und schalten Sie ab und zu ein Inserat, damit unterstützen Sie den kleinen IT-ler vor Ort und helfen mit, dass diese Kanäle nicht ganz absterben. Wenn Sie es richtig machen, wird Ihr SEO Ranking stark davon profitieren.
Ihre Webseite wird zur Zentrale für Besucher und Kunden. Man findet Ihr KMU im Ernstfall auch ohne Google und Co. noch; vielleicht ist Ihre Seite ja noch in der Browser History oder schon in den Bookmarks des Besuchers drin. Ihre KMU Webseite ist ausserdem gut vernetzt in Foren und anderen Sites, womit Sie einfacher aufgespürt werden können.
Als KMU kommen Sie nicht ohne Big Tech aus, aber Sie sollten sich jetzt Ihr eigenes Revier abstecken um den Bandidos im Ernstfall zu entkommen.
Daniel Städeli ist Schweizer, Familienvater und überzeugter Christ – Ethik und Transparenz liegt im sehr am Herzen. Als Software Ingenieur hat er die WebDesign und Online Marketing Firma SeriousWeb gegründet. Er wohnt selbst im Wilden Westen, nämlich in Dallas, Texas, USA (Hier gibt es noch echte Cowboys mit Pferden und Ehre).
SeriousWeb baut erfolgreiche Websites und Webshops für KMUs im deutschsprachigen Raum. Wir beraten KMUs mit der richtigen Online Marketing Strategie, um diesen zum Erfolg in hart umkämpften Zeiten zu verhelfen.
[1] https://www.youtube.com/watch?v=sPrbGU0Wyh4&t=263s
[2] https://www.wsj.com/articles/amazon-scooped-up-data-from-its-own-sellers-to-launch-competing-products-11587650015
[3] https://www.theverge.com/2020/4/7/21211371/whatsapp-message-forwarding-limits-misinformation-coronavirus-india
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